Mannheim 1943: Leben mit dem Bunker

20.05.1943: Brief von Rosl Locherer an ihren Mann August

   Wie fühlt sich eigentlich richtiger Hunger an? Um in Kriegszeiten die knappen Nahrungsmittel gerecht zu verteilen, wurde auf einer Lebensmittelkarte, die aus vielen Einzelmärkchen bestand die mengenmäßige Zuteilung an Mehl, Fett oder Zucker pro Person geregelt. Mehr als darauf angegeben gab es nicht. Rosl schreibt sehr detailliert über die Änderung der bisherigen Rationen. Sie erhofft sich etwas Ablenkung von ihren Sorgen von einem Unterhaltungsabend in der Harmonie-Gesellschaft. Die Gefahr des Fliegeralarms lässt sich nicht aus ihrem Kopf verdrängen.

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Mein lieber August,

…und jetzt warte ich schon wieder auf die nächsten Briefe.     Heute habe ich schon wieder Luftschutz und dann nochmal am Montag. Ich bin froh, wenn ich es wieder hinter mir habe.…Für die nächste Kartenperiode sind die Rationen geändert. In der Woche gibt es 100gr. Fleisch weniger, dafür bekommen wir im Monat 50 gr. Fett, und eine Sonderzuteilung an Käse. Im Laufe des Sommer bekommen  wir eine Sonderzuteilung an Nährmittel und 1 kg Zucker: …Damit ich etwas Ablenkung habe gehe ich morgen mit Else und Elfriede in einen Unterhaltungsabend in die Harmonie. Gisela Schlüter, Du kannst dich vielleicht noch an Frau Schnack vom Rundfunk erinnern, gibt hier ein Gastspiel. Hoffentlich hilft mirs ein wenig über meine Gedanken hinweg….Diese Woche hatten wir einmal Fliegeralarm, aber Flieger waren keine hier, und man schnauft ordentlich auf, wenn es vorbei geht. Wenn nur einmal diese Gefahr vorbei wäre….

Deine Rosl

AB02114-005lebensmittelmarke                                              NMZ_1943_005_Mai_11-20_0022Gisela schlüter

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